Grönland

Am Donnerstagmorgen brachen wir auf Richtung Grönland. Wir flogen die ganze Strecke VFR auf 4.500 ft und genossen den weiten Blick über das Meer. Wir hofften, auf der Höhe ein paar Wale zu sehen, was uns aber verwehrt blieb. Als dann aber stattdessen vor Grönland die ersten Eisberge aufkreuzten, wussten wir, dass wir bald da waren. Der Controller erlaubte uns eine Foto Mission über den Eisbergen und so konnten wir die Giganten aus nächster Nähe fotografieren und uns schon mal darauf einstellen, was uns in Grönland erwartet: viel Eis!

Das Wetter hätte besser nicht sein können für einen spektakulären Anflug durch die Fjorde entlang imposanter Berge auf die RW 29 in Kulusuk. Wir wurden herzlich begrüsst von Ole auf dem Tower und Bendt, dem Flugplatzleiter. Übrigens musste man sich vor Ankunft nur telefonisch anmelden, das war alles. Unglaublich unkompliziert. Kein Zoll, keine grosse Zolladminstration. Das wünscht man sich in der Schweiz.

Unser „Hotel Kulusuk“ war das einzige weit und breit, direkt am Flugplatz. Es gab alles, was man braucht. Abendessen und Frühstück und einfache kleine Zimmer. Respekt, was die Menschen bei solch einer Infrastruktur, wo man auf Lieferungen per Schiff und Flugzeug angewiesen ist, hier auf die Beine stellen.

Wir gingen noch in unserem Überlebensanzug im Meer schwimmen, was uns irgendwie keiner glauben wollte. Aber wir wollten mal wissen, wie lange er warmhält. Lang genug, um eine Zeit lang auf einer Eisscholle zu paddeln. Da wir wussten, dass sich auch im Sommer mal hier und da ein Eisbär ins Dorf verirren kann, blieben wir nicht allzu lange.

Am nächsten Morgen begleitete Bendt uns auf einen lokalen Flug. Er ist pensionierter Linienpilot mit 20.000 Flugstunden und somit ein alter Hase. Er hatte sichtlich Freude an unserem Flugzeug. Er erlaubte uns einen Low Pass über seinen Flugplatz vor dem Weiterflug nach Kangerlussuaq, was uns wiederum sichtlich Freude bereitete.

Der Flug nach Kangerlussuaq an die Westküste führte uns über die Eiskappe Grönlands bis zu den Fjorden, die uns zum Flughafen Kangerlussuaq führten. Dies ist ein viel grösserer Flugplatz als in Kulusuk mit regem Linienverkehr. Das Wetter war regnerisch und beim Öffnen der Türen erwartete uns der erste Moskitoschwarm. Kangerlussuaq liegt zwar etwas nördlicher als Kulusuk, aber die sommerliche Schneeschmelze hat die Flussufer schon frei gelegt. Das bedeutet: freie Fahrt für unzählige Moskitos. Zum Glück hatte Markus zwei Moskitohüte dabei, die wir fortan trugen.

Unser Hotel „Old Camp“ war eine alte Baracke mit Skeletten von Rindviechern und Bomben aus dem zweiten Weltkrieg, die nun als Aschenbechern dienten, vor der Tür. Die Zimmer spartanisch mit Gemeinschaftsbädern. „Das kann ja heiter werden“, dachten wir. Aber weit gefehlt – alles war top sauber und sehr zweckmässig, z.B gab es hier Gegensatz zum Hotel Kulusuk Fliegengitter und abdunkelnde Vorhänge vor dem Fenster. Im Sommer, wo die ganze Nacht die Sonne scheint, ein Juwel.

Markus kochte uns Ravioli auf seinem mitgebrachten kleinen Gaskocher und wir schlossen den Tag ab mit einem Ravioli-Dinner im Gemeinschaftsraum.

Morgen geht es erstmal zurück nach Reykjavik. Wir wollen unseren Autopilot überprüfen lassen, der zwar das Heading, nicht aber die Höhe hält. Wir hoffen, in Reykjavik einen Avioniker oder Mechaniker zu finden, der sich das anschaut. Denn für die langen Strecken soll er einwandfrei funktionieren.